Endspurt
Einige Wochen später sind wir dann auf der Zielgeraden. Die Anlagen kühlen, auch die Solekreise sind mittlerweile sauber und der Rest funktioniert ebenfalls. Es fehlt noch ein wenig kosmetische Arbeit und Dokumentation. Doch dann kippt die Stimmung ins Negative. Ein Projekt in dieser Größe lässt sich ohne Zwischenrechnungen und -zahlungen nicht finanzieren. Seit einiger Zeit jedoch wurden diese immer später vom Auftraggeber beglichen. Nun blieb die letzte Zahlung komplett aus. Für einen relativ kleinen Betrieb kann das schnell das Ende bedeuten, also steht kein Telefon still und das Büro in Deutschland setzt alle Hebel in Bewegung, die es finden kann. Wir versuchen derweil, so viele Punkte wie möglich auf der Abnahmeliste zu schließen. Wir ersetzen abgerissene Schalter, ziehen Silikonfugen nach oder füllen stapelweise Prüfprotokolle aus. Aber es ist bereits Mitte Dezember und die meisten Kollegen sind schon Richtung Weihnachtsurlaub geflogen. Sie gehen davon aus, den Rest im Januar fertigzustellen. Aber Rechnungen sind offen, das Geld bleibt aus. Und wir kommen nach Weihnachten nicht mehr wieder. Zwischen den Feiertagen überschlagen sich die Ereignisse und womit niemand ernsthaft gerechnet hatte, tritt nun ein. Die Firma ist insolvent.
Trotz gelieferter Arbeit und erfülltem Vertrag. Der Auftraggeber beschloss, nicht mehr zu zahlen und hat dafür eine zu 99 Prozent fertiggestellte Anlage bekommen. Uns beschleicht das Gefühl, dass dies Teil eines Plans war, oder zumindest billigend in Kauf genommen wurde. Die Firma Prause & Partner konnte an diesem Punkt nicht mehr genug Kapazität aufbringen, um dem Kunden im Ausland etwas entgegenzusetzen. Scheinbar ist es möglich, nichts falsch zu machen und dennoch zu verlieren.
Diese Reportage entstand in Zusammenarbeit mit der P² Kältesysteme GmbH aus Goslar. Der Kältefachbetrieb ist der geistige und fachliche Nachfolger von Prause & Partner und beherbergt einen essenziellen Teil der früheren Belegschaft und damit des Know-Hows.